Ein neues Zuhause für schwerstkranke Kinder
Badische Zeitung vom 27. September 2024, Bad Bellingen, Text: Martin Pfefferle
In Bad Bellingen entsteht in einem alten Hotel ein neues Zuhause für schwerstkranke Kinder
Es ist ein aufwändiges Projekt: Stefanie Lucke und ihr Team sind dabei, ein Hotel in Bad Bellingen in eine Wohngruppe für schwerkranke Kinder umzubauen.
Mindestens 2,5 Millionen kostet das alles.
Es ist keine Baustelle wie jede andere. Im Januar 2025 sollen hier die ersten schwerkranken Kinder einziehen. „Wir haben bereits Anfragen“, sagt Stefanie Lucke, gewissermaßen die Mutter des Projekts. Noch aber hängen Kabel von der Decke, der Serverschrank ist noch leer, die Wände sind roh verputzt, die Decken sollen als nächstes eingehängt werden.
Doch in zwei künftigen Zimmern stehen bereits wuchtige Pflegebetten, verziert mit Zeichnungen für Kinder. Sie wurden gespendet. Von Familien, deren Kind gestorben ist. Allein das führt vor Augen, wie dramatisch die Schicksale derer sind, die hier einmal leben werden und bestmöglich gepflegt werden sollen.
In dem Gebäude war früher ein recht schickes Hotel untergebracht
Drei Geschosse hat das Flachdach-Gebäude, in dem früher das Hotel Ambiente untergebracht war. Zwölf reguläre Plätze für dauerhaftes Wohnen sind vorgesehen, dazu ein bis zwei Übergangsplätze. Noch fehlt das grüne Licht der Krankenkassen. Dazu kommen drei Gemeinschaftsbäder mit speziellen Wannen. Mittelpunkt der Einrichtung wird einmal der große Gemeinschaftsraum sein. Dieser soll mit Spendengeldern eingerichtet werden. Dazu wurde eigens ein Förderverein gegründet: Intensivkinder heldenhaft, Bad Bellingens Bürgermeister Carsten Vogelpohl steht ihm vor.
Der Förderverein für intensivpflegebedürftige Kinder und deren Familien ist rührig und hat insgesamt schon 20.000 Euro an Spenden akquiriert. Zuletzt spendete die Finanzkanzlei Südbaden die Einnahmen des „Beach-Cup“ in Höhe von 2130 Euro, insgesamt kamen bei der Veranstaltung 3500 Euro zusammen.
Stefanie Lucke arbeitet seit 25 Jahren schon in der ambulanten Intensivpflege. Mit ihrem Intensivpflegedienst „Kids@Home“ deckt sie mit ihrem Team den ganzen südbadischen Raum ab. Jetzt also soll zur ambulanten Pflege die stationäre dazukommen – im „Kinderzuhause Lebensraum“. Es ist der Lebenstraum von Stefanie Lucke und sie kämpft dafür, ihn umzusetzen.
Einfach wird es ihr nicht gemacht. Beim Umbau des ehemaligen Hotels hätten zunächst beauftragte Handwerksfirmen so viel falsch gemacht, dass an einem bestimmten Punkt wieder ganz von vorne angefangen werden musste, erzählt sie. Doch jetzt läuft's. Die Handwerker arbeiten Hand in Hand, es geht voran. Im Januar soll es losgehen. „Wann genau, will ich nicht versprechen“, sagt Stefanie Lucke. Auch nicht, ob die 2,5 Millionen Euro ausreichen werden. „Das ist die Mindestsumme“, sagt sie. Und ist dankbar dafür, dass die Sparkasse Staufen-Breisach ihr die Stange hält.
Eine Pflegekraft soll sich um zwei Kinder kümmern
Wenn dann Anfang nächstes Jahr die ersten pflegebedürftigen Kinder einziehen, dann werden sie zwei zu eins betreut. Das heißt: Eine Pflegekraft kümmert sich um zwei Kinder, im Drei-Schicht-Betrieb. Eine der großen Herausforderungen, so Stefanie Lucke, werde es sein, die nötigen qualifizierten Pflegekräfte zu rekrutieren.
Zu Bad Bellingen passe die Einrichtung ganz besonders, sagt Stefanie Lucke, die mit ihrem Mann in Münstertal wohnt. Bad Bellingen sei als Kurort prädestiniert, überwiegend barrierefrei gestaltet, habe ein Thermalbad, das auch genutzt werden könne, und: „Der Kurpark bietet viel für Kinder.“
Förderverein hat Geld für konkrete Einrichtungen gesammelt
Seit 2021 ist sie an dem Projekt dran, abgesehen vom halbfertigen Umbau, zu dem ein bereits realisierter Aufzug gehört, hat sie mit dem Förderverein zusammen schon viel erreicht. So ist bereits das Geld zusammen für ein Musikwasserbett, eine Traumschaukel, eine Wiesen- und Waldecke und eine Musikecke.
Weil es in ganz Deutschland nur sehr wenige Einrichtungen gibt, wie diese, ist Stefanie Luckes Projekt ein besonderes. Dazu gehört auch, dass in dem Gebäude zwei Ferienwohnungen für Eltern der Kinder eingerichtet werden, damit diese zu Besuch auch über Nacht bleiben können. „Der Einzugsbereich ist in erster Linie Südbaden“, sagt Lucke, aber es könne durchaus sein, dass Kinder auch aus Norddeutschland einen der Plätze bekämen. So rar gesät seien die Intensivpflegeplätze für Kinder.
In Bad Bellingen entsteht in einem alten Hotel ein neues Zuhause für schwerstkranke Kinder (veröffentlicht am Fr, 27. Sep 2024, 20:00 Uhr auf badische-zeitung.de)